Veranstaltung: | Landesparteitag |
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Tagesordnungspunkt: | 1. Wahl der Landesliste zur Bundestagswahl |
Antragsteller*in: | Jessica Kordouni (KV Kiel) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 11.03.2021, 17:23 |
LL 11 JK: Jessica Kordouni
Selbstvorstellung
Liebe Freund*innen,
der Homo oeconomicus muss sterben. Wenn es ihn überhaupt je gegeben hat. Der Mensch, der nur aus egoistischen, konkurrenzbezogenen, individuellen und berechnenden Motiven handelt, ist nichts weiter als ein Mythos. Und dennoch basiert unsere vorherrschende Wirtschaftstheorie und die weltweite Politik genau auf diesem Mythos. Mit gravierenden Folgen für unsere Planeten und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.
#Vom Wissen zum Handeln
Die multiplen Krisen unserer Zeit sind nicht vom Himmel gefallen. Sie sind das Ergebnis von Nichttätigkeit trotz besseren Wissens. Wie lange ist bekannt, dass es zu einer Klimakatastrophe kommen wird? Wie lange beobachten wir schon das Artensterben? Wie viele Studien gibt es inzwischen über die antidemokratischen Auswirkungen durch FakeNews, Propaganda und Filterblasen? Wie lange gibt es schon die Warnung vor einer weltweiten Pandemie? Und wieso war der Brand in Moria eine Katastrophe, die keinen überrascht hat?
Viel zu lange haben wir die Arbeit von Wissenschaftler*innen schlichtweg missachtet und jedes Problem in die Zukunft verschoben. Jetzt muss meine Generation und alle nachfolgenden die Rechnung dafür zahlen.
#Gemeinwohlkökonomische Wende
Ein Problem ist, dass unsere Bewertungs- und Anreizsysteme nicht den tatsächlichen Bedarf unserer Gesellschaft abbilden. Dazu gehört zum Beispiel das Wachstums des Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder auch die Bilanzierung von Unternehmen. Als Bewertungsgrundlage für den wirtschaftlichen Erfolg läuft die Bundespolitik mit dem BIP einer Karotte hinterher, die wesentliche Teile unserer Volkswirtschaft einfach ausklammert. Das sind vor allem die Ressourcen unseres Planeten und die unbezahlte bzw. schlechtbezahlte Care-Arbeit, die vor allem von Frauen ausgeführt wird. Und auch die Unternehmen werden weiterhin über den Preis belohnt und nicht für gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln.
Die heutige Bundespolitik versäumt es zudem denjenigen das Heft aus der Hand zu nehmen, die mit Klimazerstörung Millionengewinne machen. Im Gegenteil: Sie fördert mit ihren alten Glaubenssätzen sogar das klimaschädliche Verhalten der Menschen, indem sie weiterhin den materiellen Konsum zum Grundprinzip von Wohlstand macht, um veraltete Geschäftsmodelle zu erhalten und bloß keine Arbeitsplätze zu verlieren. Gleichzeitig verhindert die Bundesregierung damit, dass andere Arbeitsplätze und Branchen entstehen können, wie wir zum Beispiel bei den erneuerbaren Energien gut beobachten konnten. Das ist das Gegenteil von Transformation.
Die Ökonomie des 20. Jahrhunderts hat uns gelehrt, dass wir alles haben können, solange wir einen Preis dafür zahlen. Die Abstraktion dieses Preises hat uns vergessen gemacht, dass jede unserer Handlungen Konsequenzen hat. Wir machen uns keine Gedanken mehr darüber, dass anderen Menschen die Meere leergefischt werden, Felder durch die Klimakrise verdorren und Frauen für Hungerlöhne unsere Kleider nähen. Wir haben hehre Ziele, die wir uns in vielen Resolutionen und Masterplänen gesteckt haben. Doch wenn es darum geht den Verkehr für Radfahrende sicherer zu machen, ein Windrad zu bauen oder die Bauern in der dritten Welt besser zu bezahlen, dann reden sich vor allem CDU/CSU, FDP und auch Teile der SPD heraus, weil ihnen der Mut fehlt, den Menschen die Notwendigkeit von Veränderungen zu erklären.
Was wir brauchen ist eine gemeinwohlökonomische, moralische Wende. Wir müssen unsere Bewertungssysteme und unsere Narrative so verändern, dass ökologisch und gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln belohnt statt bestraft wird. Nur so wird es möglich, die Klimawende konsequent umzusetzen. Wir brauchen Akzeptanz für alle Veränderungen, die vor uns liegen. Es werden viele gute Sachen entstehen, aber wir werden auch von vielen bequemen Gewissheiten und Privilegien Abschied nehmen müssen. Schaffen können wir das nur, wenn wir die Wahrheit anerkennen, dass sich Grundlegendes verändern muss.
#Digitale Teilhabe und nachhaltige Digitalisierung
Liebe Freund*innen,
wir leben nicht nur in einer Zeit der multiplen Krisen, sondern auch im Zeitalter der dynamischen Transformation. Der technologische Wandel hat gravierende Auswirkungen auf die Art und Weise unseres Zusammenlebens.
Deutschland hat es in den letzten Jahrzehnten versäumt, diesen technischen Fortschritt konstruktiv zu begleiten. Die Bundespolitik hat mit ihrer #Neuland-Attitüde dafür gesorgt, dass Macht-Zentrierung und Abhängigkeit von wenigen Großkonzernen möglich geworden sind.
Auch müssen wir uns um die digitale Teilhabe, die ethischen Auswirkungen sowie die Nachhaltigkeit der Digitalisierung kümmern. Wenn Menschen aufgrund von Armut, Behinderung, Alter oder anderen Gründen digitale Inhalte und Dienste nicht verwenden können, dann droht bei zunehmender Digitalisierung das Abhängen dieser Gruppen. Der Shutdown Anfang diesen Jahres war ein Lackmustest, der viele Schwächen bei der digitalen Verfügbarkeit und den digitalen Kompetenzen gezeigt hat. Der teilweise kopflose Umgang mit der Digitalisierung des Unterrichts in Schulen und Hochschulen ist nur ein Beispiel von vielen.
Gleichzeitig müssen wir über die ökologische Nachhaltigkeit sowie über ethische Leitlinien der Digitalisierung sprechen. Wenn Paketboten zum Arbeitssklaven einer Künstlichen Intelligenz werden, die die Auswahl der Routen und Arbeitszeiten nur unter dem Kostenaspekt bewertet, dann hat Digitalisierung ihr Ziel verfehlt. Dann arbeitet nicht mehr die Maschine für den Menschen, sondern der Mensch wird Teil der Maschine. Das gleiche gilt für den Ressourcenverbrauch der Digitalisierung. Die aktuellen Rebound-Effekte sowie die hohe Menge an Elektroschrott konterkarieren das Ziel, durch Digitalisierung etwa 20 Prozent Treibhausgase zu sparen. Die Digitalisierung ist hier nicht perse das Problem, sondern die Art und Weise, wie unsere Wirtschaft funktioniert, nämlich klimaschädlich und profitorientiert.
Eine für den Menschen und seine Zukunft gemachte Transformation bedeutet, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und soziale Gerechtigkeit zusammen zu denken.
#Kommunalen Klimaschutz unterstützen
In meinen nunmehr 2,5 Jahren in der Kommunalpolitik war ich am Puls der Zeit der kommunalen Transformationsprozesse. Vieles von dem, was wir uns als Grüne in Kiel vorgenommen haben, ist aufgrund bundespolitischer Rahmenbedingungen nicht möglich. Eine flächendeckende Tempo-30-Zone in der ganzen Stadt, so wie Paris sie plant, ist durch die Straßenverkehrsordnung verboten. Die Förderprogramme für Klimaschutzmaßnahmen sind oft zu eng gestrickt und die Eigenanteile zu hoch. Zudem ist der kommunale Haushalt nicht ausreichend groß, um Anreize wie eine Ticketpreissenkung im ÖPNV im Alleingang zu beschließen, da vertragliche Verpflichtungen mit dem Verkehrsverbund bestehen und man sich teuer herauskaufen muss. Auch die Bauordnung gibt es nicht her, Verpflichtungen für die private Produktion erneuerbarer Energie, Gründächer oder Wärmedämmung zu beschließen. Die Veränderung der bundespolitischen Rahmenbedingungen in Abstimmung mit den Kommunen ist wichtig, um den Klimaschutz systematisch umzusetzen.
Die digitale und nachhaltige Transformation ist eine Mammutaufgabe, die ich mit meinem Fachwissen und KnowHow unterstützen will.
#Persönliches
Ich bin 1982 im Münsterland geboren und in der Nähe von Eckernförde und Schleswig auf dem Dorf aufgewachsen. 2005 verschlug es mich zum Studium nach Kiel. Beruflich arbeite ich für ein Wissenschaftstransferprojekt, das kleine und mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützt. Seit 2018 sitze ich in der Kieler Ratsversammlung und war maßgeblich am Ausrufen des Climate Emergency sowie der Einführung einer gendergerechten Sprache in der Verwaltung beteiligt. Zudem beschäftige ich mich mit der Kommunikation und Steuerung von Transformationsprozessen, der Gemeinwohlökonomie sowie dem wirkungsorientierten Haushalt.
Ich bin bigender und bevorzuge das Pronomen „sie“.
Sprecherin LAG Kultur
Mitglied Kieler Ratsversammlung
Fraktionsvorsitzende
Sprecherin für Soziales, Diversität, Tourismus, Städtepartnerschaft
2002
Abitur Wirtschaftsgymnasium
Berufliche Schulen Schleswig-Flensburg
2002 bis 2005
Banklehre bei der Sparkasse Eckernförde
2005 bis 2010
Studium Literatur- und Medienwissenschaften, Nordistik und Germanistik in Kiel und Växjö (SE)
Magister
2010
Hospitantin bei den Lübecker Nachrichten
2011 bis 2012
Volontariat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Online-Agentur in Hamburg
2012 bis 2014
Online-Redakteurin
Jobplattform in Kiel
2014 bis 2018
Online Marketing Managerin
Softwareentwicklungs-Büro in Kiel
2015 bis 2018
Studium Freie Kunst
Muthesius Kunsthochschule
2018 bis heute
Referentin Öffentlichkeitsarbeit
Forschungs- und Entwicklungszentrum FH Kiel
- Alter:
- 38
- Geschlecht:
- nichtbinär weiblich
- Geburtsort:
- Telgte